2016 zog ich nach Berlin, um im September des gleichen Jahres meine Ausbildung als Werkzeugmechanikerin in einem Hartmetallwerk in Reinickendorf zu beginnen. Ich war zu dem Zeitpunkt 22 Jahre alt. Diese Ausbildung war nicht mein erster Versuch an einer Berufsplanung.
Aufgewachsen bin ich auf einem kleinen Bauernhof im Norden von Brandenburg. Frühzeitig habe ich daher bereits die ersten Werkzeuge in der Hand halten dürfen. Ob es darum ging eine neue Heizungsanlage zu bauen, Abwasserschächte mit dem Bagger auszuheben, oder diverse Kleinigkeiten an den Tiefställen zu reparieren, auf dem Hof mussten alle, also auch ich, mit anpacken.
Als ich dann 2012 mein Abitur absolvierte, spielte ich schon mit dem Gedanken ein Handwerk oder einen Technischen Beruf zu erlernen; vornehmlich Schreinerin. Allerdings war die Arbeitssituation in der Region nicht die beste, mein Umfeld tat sich schwer mit dem Gedanken eine Frau auf der Baustelle zu sehen und meine Eltern wollten mich nach einem guten Abitur natürlich gerne an die Universität gehen sehen. Ich entschied mich daher zunächst einer anderen Leidenschaft von mir zu folgen und Japanologie an der Universität Leipzig zu studieren. Dies tat ich auch recht erfolgreich. Im Rahmen des Studiums erhielt ich sogar ein Stipendium für zwei Semester in Japan.
Nichtsdestotrotz hatte ich das Gefühl, dass in meiner beruflichen Planung etwas fehlte – nämlich der konkrete Beruf. Die Möglichkeiten, die sich mir mit dem Studium boten, hatten alle einen Mangel, nämlich, dass ich nichts schaffen würde. Nach einem langen Tag zu Hause zu sein und darüber nachzudenken, was man geschaffen hatte, war immer etwas sehr Befriedigendes für mich. Sei es die neue Mauer, oder der gefüllte Heuboden. Ich entschied mich dafür, mich noch einmal neu zu orientieren. Einige industrielle Berufe kannte ich bereits aus dem familiären Umfeld, so auch den des/der Werkzeugmechanikers/in; der Beruf den einst auch mein Vater gelernt hatte.
Das Arbeiten mit den Händen, das Schaffen einer neuen Vorrichtung und auch die, teilweise an kompliziertes puzzeln erinnernde Arbeit im Werkzeugbau, ist so viel mehr das, bei dem ich mir wirklich vorstellen kann, dass es nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung für mich werden wird. Keine meiner Pläne und Wege im Suchen meiner Tätigkeit war umsonst und alle Fähigkeiten werden mir irgendwann zu Nutze sein können.
Sich später noch einmal umzuschauen, was man wirklich will, was man sich vielleicht zu einer Berufung machen kann, ist meiner Meinung nach sicher nie umsonst.
Fréd – Werkzeugmechanikerin – II. Lehrjahr G-Elit Präzisionswerkzeug GmbH
Das Projekt „girlsatec – Junge Frauen erobern technische Berufe“ wird aus Mitteln der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung gefördert.