Unsere Botschafterinnen Annika und Johanna berichten über ihre Erfahrungen mit Zusatzqualifikationen in der Ausbildung
In einem Kurzinterview zu Zusatzqualifikationen beantworten Johanna und Annika einige Fragen und liefern hilfreiche Antworten für alle, die mehr über das Thema wissen möchten. Im Text kürzen wir „Zusatzqualifikationen“ ab und verwenden stattdessen das Kürzel „ZQ“. Doch was sind ZQ überhaupt? Um sich während der Ausbildung weiterzubilden und übergreifende Kompetenzen zu entwickeln, können sich Azubis mit ZQ auseinandersetzen. Dabei bilden die ZQ einen eigenen Ausbildungsabschnitt und werden gesondert zertifiziert. Es gibt verschiedene Inhalte und Anbieter, mehr zum Allgemeinen könnt ihr hier nachlesen. Annika und Johanna haben 2020 an dem Projekt ZQ für digitale Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung teilgenommen, indem der Fokus auf die voranschreitende Digitalisierung in der Arbeitswelt gelegt wird. Was sie über das bzw. ihr Projekt sagen, welche Erfahrungen sie gemacht haben und weitere interessante Infos könnt ihr im nachfolgenden Interview nachlesen:
A: Ich bin der Meinung, dass man Möglichkeiten zur Weiterbildung prinzipiell immer nutzen sollte, da man die Chance bekommt, sowohl beruflich als auch privat seine Kompetenzen zu erweitern. Dabei erachte ich den Aspekt der „digitalen“ Kompetenzen als besonders interessant und wichtig. Unter Digitalisierung verstehen wir einen voranschreitenden digitalen Wandel in den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft und Entwicklungen wie Industrie 4.0, die „4. Industrielle Revolution“, sind von nie da gewesener Relevanz. Infolgedessen halte ich es mit Blick in die Zukunft für fatal sich solch bedeutenden Themen zu verschließen. Auf das Weiterbildungsangebot aufmerksam geworden bin ich durch meinen Betrieb.
J: Ich war neugierig auf die Zusatzqualifikation. Der Titel und die Beschreibungen klangen spannend. Die Digitalisierung ist besonders in der Arbeitswelt oft Gesprächsthema Nummer 1, ich will mich rechtzeitig vorbereiten.
A: Digitale Kompetenzen stellen ein großes Themengebiet dar, sodass ich zugegebenermaßen sehr offen und ohne gefestigte Erwartungshaltung an die Zusatzqualifikation herangegangen bin. Umso überraschter war ich daher von dem Umfang an behandelten Aspekten. Nicht nur wurde die Entwicklung unserer Kompetenzen durch eine Kompetenzanalyse begleitet, sondern auch vermitteltes Fachwissen und Methoden wurden ansprechend und verständlich vermittelt. Als besonders positiv habe ich den Austausch mit Auszubildenden aus anderen Firmen wahrgenommen.
J: Ehrlich gesagt, hatte ich nicht wirklich spezifische Erwartungen, da ich mir nicht sicher war, was mich konkret erwarten wird. Ich wollte neue Dinge lernen, neue Menschen kennenlernen und Spaß haben. Es war cool, sich mit anderen Azubis aus anderen Branchen auszutauschen und durch ihre Projekte mehr über ihre Arbeit zu erfahren.
A: Das Thema meines Bildungsprojektes lautete „Virtual Reality – Auszubildenden Recruiting auf Messen und in Schulen“. Der Zeitpunkt meiner Teilnahme an der Zusatzqualifikation fiel genau in die Hochzeit der Corona-Pandemie. Das stellte auch einen Einschnitt bei der Anwerbung neuer Auszubildenden dar. Auf einmal war es nicht mehr möglich Schulklassen ins Ausbildungszentrum einzuladen, Messen wurden abgesagt, Schulen waren geschlossen. Mein Bildungsprojekt basierte daher auf der Idee, diesen Informationsfluss wiederherzustellen, um so Schüler wieder bzw. besser erreichen zu können. Dazu sollte das gesamte Ausbildungszentrum als virtueller dreidimensionaler Raum erstellt und mit Informationen zur Ausbildung und den Arbeitsplätzen ergänzt werden. Bei den Messen, die heute wieder stattfinden, dient diese visuelle Darstellung als ideale Erweiterung, um interessierten Jugendlichen die Ausbildung in einem gewerblich-technischen Beruf näher zu bringen.
J: Mein Projekt war die Erstellung einer Anleitung für Auszubildende zur Nutzung von Simulationssoftware für bestimmte Ausbildungsinhalte der Automatisierungstechnik. Durch Corona war es teilweise schwer, jedem Auszubildenden genügend Zeit an den Übungsaufbauten der Automatisierungstechnik zu geben. Durch die Anleitung ist es den Azubis möglich, selbstständig eine Simulationsumgebung zu erarbeiten, in der er auch im Homeoffice die Möglichkeit hat, die Inhalte praktisch zu erkunden.
A: Mit den Tipps und Hilfen zur Strukturierung unserer Arbeit und zur zeitlichen Planung, die bei der Zusatzqualifikation vermittelt wurden, war es relativ einfach, die zusätzliche Workload neben der Ausbildung zu bewältigen. Mein persönlicher Mehrwert ergibt sich durch die Durchführung des Bildungsprojektes, bei welchem ich nicht nur erlerntes Fachwissen und Methoden anwenden konnte, sondern darüber hinaus vieles selbstständig erarbeiten und präsentationsfähig aufarbeiten musste. Diese Fähigkeiten sind wichtig und ebenso relevant für mein Unternehmen, welches zudem durch ein optimiertes Auszubildenden-Recruiting profitiert.
J: Durch den zusätzlichen Arbeitsumfang haben sich meine Zeitmanagement- und Organisationsfähigkeiten verbessert. Ich hatte viel Unterstützung durch meine Ausbilder, die an dem Projekt sehr interessiert sind. Es ist geplant das Projekt in die Module der Ausbildung einzugliedern und auch nach Corona weiter zu nutzen.
A: Generell kann man viel aus diesem Weiterbildungsangebot mitnehmen. Abgesehen von Fach- und Methodenkompetenzen war besonders die Thematisierung sozial-kommunikativer Kompetenzen in Bezug auf das Arbeiten im Team entscheidend. Im Rahmen der Zusatzqualifikation musste ich mich außerdem umfassend mit den Konzernstrukturen meines eigenen Unternehmens auseinandersetzen und verschiedene Ansprechpartner bezüglich meines Projektes kontaktieren; eine Form der Projektplanung, die ich in diesem Ausmaß zuvor nicht durchgeführt habe.
J: Digitale Kompetenzen bedeuten nicht unbedingt Programmierfähigkeiten oder andere spezifische Fachkenntnisse im IT-Bereich. Es umfasst vielmehr eine Vielzahl an verschiedenen Softskills. Neben den vorhandenen Fachkenntnissen im jeweils ausgeführten Beruf kommt es auf starke Kommunikationsfähigkeiten, Selbstorganisation und Zeitmanagement an.
A: Ich habe die IHK-Prüfung nicht absolviert, was besonders durch zeitliche Umstände zu begründen ist, da die Prüfungstermine der ZQ mit der Vorbereitungszeit für meine Abschlussprüfung zusammengefallen sind.
J: Ja, ich habe die IHK-Prüfung absolviert, es war eine spannende Erfahrung. Ich habe es als Vorbereitung für spätere Prüfungssituationen, wie meine Abschlussprüfung genutzt. Es hat Spaß gemacht, die Ergebnisse meiner Arbeit anderen Menschen, außerhalb meines normalen Umfeldes vorzustellen.
Das Projekt „girlsatec – Junge Frauen erobern technische Berufe“ wird aus Mitteln der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung gefördert.